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1339. Mai 13. Ottmachau (dat. Otmuchow).

III id. Maij.

Nanker, Bischof v. Breslau, bek., daß ihm eine völlig unversehrte u. einwandfreie Urkunde seines Amtsvorgängers, des Bisch. Thomas I. v. Bresl., mit 2 Siegeln versehen, näml. des Bischofs u. des Bresl. Domkapitels, deren genaue Beschreibung erfolgt, nachstehenden Inhalts vorgelegt worden ist:
1268 Januar 9. Breslau (dat. Wrat.).
V id. Jan.
Thomas (I.), Bischof v. Bresl., verreicht seinem Bresl. Domkapitel zur Stärkung der Residenz die Zehnten von 19 Dörfern um Goldberg (circa Montem Aureum) [Vgl. F. v. Heydebrand u. der Lasa, Die Herkunft der Bresl. Bischöfe Thomas I. u. Thomas II. i. d. Zeitschr. f. Gesch. Schlesiens Bd. 51 (1917), S. 137], sowie i. ganzen Distrikt v. Byczina (Pitschen, Kr. Kreuzburg). Aus diesem Einkünften soll die Errichtung u. Unterhaltung eines Altars zu Ehren der Märtyrer Vincenz Levita u. Stanislaus i. der Domkirche, in der er bestattet zu werden wünscht, bestritten werden, ferner eine ständige Kerze vor seinem Grabe, weitere 2 Kerzen vor dem gen. Altare, 2 jährl. Refektionen für die Domherren u. die Vikare, außerdem eine Verteilung von Brot u. Geld an die Armen, ferner von Geld an die Predigerbruder, die Minoriten, das h. Geisthospital, das Matthiasstift, das Aussätzigenhospital bei St. Mauritius, außerdem für Kerzen an das Sandstift u. das Vincenzstift, für Geld u. Kerzen an die Kirchen i. d. Stadt Breslau u. außerhalb ihrer Mauern zu St. Nikolai, St. Mauritius, zur ägyptischen Maria (Christophorikirche), St. Michael, Allerheiligen, St. Peter, St. Egidius u. St. Martin. Solange er (Bisch. Thomas I.) lebt, soll die zweite Refektion am Jahrestage seines Vaters, am Tage nach Conversio Pauli (26. Jan.), gegeben werden. Der verbleibende Rest der Zehnten soll unter näher angegebenen Bestimmungen zur täglichen Verteilung an die beim Dome anwesenden Kanoniker verbraucht werden [Die vorhergehende transsumierte Urk. dos Bisch. Thomas I. v. 9. Jan. 1268 ist durchaus nicht völlig inhaltsgleich mit einer zweiten Urk. des Bischofs Thomas I. vom 9. Jan. 1268, die Grünhagen am Schlusse seines Aufsatzes, Über das angebliche Testament Bischof Thomas' I., i. d, Zeitschr. f. Gesch. Schlesiens Bd. V (1863), S. 380 (aber nicht fehlerfrei, weder in der Darstellung noch im Text) abgedruckt u. dann mehrmals i. d. Regesten z. schles. Gesch. (Cod. dipl. Sil. VII, 2) Nr. 1289 besprochen hat. Vielmehr hat sie erhebliche Abweichungen, die Gr. a. a. O. als Unzuverlässigkeiten u. Willkürlichkeiten des Bresl. Kapitelskopialbuches Liber Niger rügen zu müssen glaubte, während jene von Gr. bemängelte Abschrift i. Liber Niger in Wahrheit die Wiedergabe einer zweiten Urk. Bischof Thomas' vom gleichen Tage ist, eben der obigen transsumierten. Sie hat eine andere Einleitung als der Abdruck bei Gr., dann fehlt die ganze Stelle über die beiden Dörfer Kasawe u. Powitzko, außerdem führt sie, während die andere Urk. 17 Zehntdörfer um Goldberg nennt, deren 19 auf, nämlich noch Hermanni villa = Goldbergisch Hermsdorf u. Zuisbach = Süssenbach, Kr. Löwenberg (1242 Susinbach, Reg. 591 a), während die drei Neudorf: Nova villa circa Sobot (Langenneudorf b. Zobten, Kr. Löwenberg), Nova villa Sifridi (Seifersdorf) u. Nova villa australis (Neudorf b. Löwenberg) in unserer Urkunde heißen: Nova villa Haconis, Nova villa Bebirsteyn u. Nova villa Kiczoldi], m. Z.
Diese vorhergehende Urkunde erneuert u. bestätigt wegen ihres hohen Alters nun Bisch. Nanker auf Bitten seines Bresl. Domkapitels mit der Bestimmung, daß dieses sein Transsumpt in allen Fällen die gleiche Kraft wie das Original haben solle.

Z.: Die Bresl. Domherren Goscho, Bresl. Kantor, Heinrich, Archidiakon v. Liegnitz, u. Peter v. Bitkow, (ferner) Joh., Archidiakon v. Glogau, Joh., Kustos v. Oppeln, u. Pascho, Kan. v. Oppeln, sowie Jakob Augustini der Jüngere, Ausf. dieses.


Bresl. Diözesanarch. Urk. EE 9. Orig. Perg. mit dem an Seidenschnur Hängenden bischöfl. Thronsiegel. Auf dem Rücken von etwas späterer Hand: "Innouacio privilegii domini tome episcopi Wratt., in quo pro cottidianis refeccionibus dat capitulo Wratt. omnes maldratas et fertones in districtu aurei montis et lemberc (weil mehrere von diesen Zehntdörfern um Goldberg i. Kr. Löwenberg lagen) et in bicina et in cruceburc (jedenfalls lag auch ein Teil dieser Pitschener Zehntdörfer im Kreuzburger Kreise) [Das Gründungsbuch des Bresl. Bistums a. d. Anf. des 14. Jahrh. (liber fund. episc. Wrat., Cod. dipl. Sil. Bd. XIV) B 259 sagt: "Nota quod districtiis circa Biczinam, Cruczburgk et Landisbergk habet capitulum Wratislaviense". Die Verleihung der Zehnten dieser Gegend geschah infolge der Beschlüsse der Bresl. Synode v. Okt. 1248, Schles. Reg. 681 Zusatz] facta per dominum nankerum episcopum Wratt".


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 30, 1925; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1338 - 1342. Herausgegeben von Konrad Wutke und Erich Randt.